Montag, 11.3. 21.00 Ohr - beste Sendezeit: Wie immer montags im Ersten: „Hart aber Fair“, moderiert von Frank Plasberg. Das Thema: Menschenrecht Wohnen - in Deutschland leider unbezahlbar? Zweifellos ein ernstes Thema mit zunehmender Medienpräsenz. Ungefähr in der Mitte der Sendung überraschte Frank Plasberg mit folgender Aussage: “In einem Markt, wo ich nur einen gelben Zettel an eine Laterne hängen muss: Haus zu verkaufen - was ist da die Leistung des Maklers?“  Postwendend hat Michael Schick, Präsident des Immobilien Verband Deutschland, daraufhin Herrn Plasberg und den anderen Anwesenden angeboten, mal einen Tag in seinem Büro zu verbringen und den Mitarbeitern über die Schulter zu schauen. Erwartungsgemäß ist aber keiner darauf eingegangen, das könnte ja liebgewordene Vorurteile ad Absurdum führen.

Was hätten die 3 Damen und Herr Plasberg denn erlebt, wenn Sie das Angebot von Herrn Schick angenommen hätten?

Woher kommen die Kunden?

Der Spruch mit dem gelben Zettel sollte ja suggerieren, dass es heutzutage ganz einfach ist, Abnehmer für die angebotenen Immobilien zu finden. Wie geht das wirklich?

Natürlich haben erfahrene, alteingesessene Makler bzw. Maklerunternehmen über die Jahre einen Kundenstamm aufgebaut. Wenn eine Immobilie verkauft werden soll, werden diese Leute zunächst kontaktiert. Bei Kapitalanlegern klappt das manchmal, manchmal aber auch nicht - bei Eigennutzern eher selten. Dann muss man andere Wege gehen. Das können Anzeigen in der örtlichen Presse sein, zunehmend aber in den Immobilienportalen, wie Immonet, Immowelt, Immoscout und noch ein paar anderen. Das alles kostet Geld - die Preise steigen ständig - Geld, das üblicherweise der Makler zu bezahlen hat. Wer ständig damit arbeitet, stellt fest, dass ganz viele Immobilien sehr lange über diese Portale angeboten werden. Das heißt, so hoch ist der Bedarf nun auch wieder nicht. Dann muss sich der Makler was einfallen lassen. Und da ist häufig Phantasie gefragt.

Was macht ein Makler sonst?

Jedenfalls nicht den ganzen Tag Geld zählen, wie gern gewitzelt wird. Wie schon gesagt, er kümmert sich um Kundenakquise und wenn er dann einen Auftrag hat um die Vermarktung. Das heißt: Er ermittelt und verhandelt den richtigen Marktpreis, erledigt Behördengänge, überprüft und bearbeitet Unterlagen, erarbeitet Exposés, arbeitet mit Banken und Finanzierungsvermittlern zusammen, führt Besichtigungen durch. Er besorgt Wohnflächenberechnungen, Lagepläne und Katasterauszüge, Grundbuchauszüge und Energieausweise. Und er schaut nach dem technischen Zustand des Hauses, nach der Fassadendämmung, der Heizung, Elektrik und nicht zuletzt schaut der Makler auch mal nach Schimmelbefall. Im Zweifel kontaktiert er Sachverständige und gibt Gutachten in Auftrag. Er vermittelt häufig den Notar, ist bei der Beurkundung dabei und hat oft danach weiter mit dem Fall zu tun.
Als direkte Schnittstelle zwischen Verkäufer und Kaufinteressenten sind Makler im Sinne beider Parteien tätig und müssen mit uneingeschränkter Kompetenz, Seriosität und Professionalität auftreten.
Der Makler ist immer  - egal wer ihn bezahlt - für den Käufer und den Verkäufer tätig.  Anders geht es gar nicht. Der Makler ist ein bisschen Banker, Anwalt, Architekt, Bauingenieur und ganz häufig Psychologe.

Übrigens ist niemand verpflichtet, einen Makler zu beauftragen. Fakt ist aber: Sowohl der Kauf als auch der Verkauf einer Immobilie erfordert Marktkenntnis und kostet viel Zeit. Eine Option, die man als Eigentümer oder potenzieller Käufer in Erwägung ziehen sollte. Immerhin ist der Haus oder Wohnungskauf für die meisten Leute eine einmalige Aktion und soll für das ganze Leben halten.

Makler ist nicht gleich Makler

Kein Makler kann alles. Wie bei anderen Professionen gibt es auch hier Spezialisten für alles Mögliche. Der eine ist regional tätig und versorgt seine Kunden mit Baugrundstücken, Häusern  und Wohnungen für die Selbstnutzung, ein anderer befasst sich vorwiegend mit vermieteten Objekten für Kapitalanleger und wieder andere vermitteln nur Millionenobjekte für Immobilienprofis. Ganz pauschal wird unterschieden zwischen Wohn-und Gewerbeimmobilien, und es gibt Spezialmakler für Pflegeimmobilien, Hotels, Landwirtschaftsflächen usw. Inzwischen gibt es sogar „Makler-Vermittler“ die den richtigen Spezialisten vermitteln.
Und so, wie es unterschiedlichen Makler gibt, gibt es auch ganz unterschiedliche Verdienstmöglichkeiten. Durch die Medien geistert ständig die Zahl 7, wenn von der Höhe der Provision die Rede ist. Gern mit dem Nebensatz, dass der Makler dafür einen halben Tag gearbeitet hat und mindestens einen fünfstelligen Betrag verdient. Zunächst geht es ganz formal nur um 6 Prozent, 1,14 Prozentpunkte sind Umsatzsteuer und gehen an den Staat. Und diese 6 Prozent lassen sich nicht immer durchsetzen. Oft gibt es nur die Hälfte, manchmal noch weniger. Und - der Makler bekommt seine Provision nur im Erfolgsfall, also wenn der Kauf beurkundet ist oder noch später. Bei weitem können nicht alle Aufträge erfolgreich abgeschlossen werden. In anderen Branchen ist das anders. Kunstfehler und Handwerkerpfusch werden in aller Regel auch bezahlt.

Ausnahmesituation - aber nicht überall

Und eins darf man bei der ganzen Situation nicht vergessen. Die zugegebenermaßen zurzeit sehr hohe Nachfrage insbesondere nach Eigentumswohnungen ist erstens neu und regional sehr begrenzt. Es sind die Big Seven (Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Stuttgart Köln und Düsseldorf) und eine Handvoll B-Städte. Selbst in Berlin war es noch vor wenigen Jahren im Angesicht hohen Wohnungsleerstands gar nicht so einfach, Eigentumswohnungen an den Mann zu bringen. Im Übrigen werden gerade Neubauwohnungen und andere Bauträgerobjekte nicht von Maklern, sondern von betriebseigenen Vertriebsmitarbeitern oder speziellen Vertriebsgesellschaften verkauft. Und ja, es stimmt - zwei Drittel der Wohnungen verkaufen sich recht schnell, aber die dunklen Gartenhauswohnungen oder Wohnungen im Erdgeschoss an den Mülltonnen will auch hier niemand haben und die Verkäufer haben ganz schön zu tun. Einige Makler, die sich bisher mit Wohn- und Geschäftshäusern befasst haben, mussten in jüngster Zeit ihre Büros schließen. Solche Häuser sind nämlich kaum noch am Markt. Aber gut, das ist eben Marktwirtschaft und das ist gut so.

Überhaupt - wir wollen nicht jammern. Der Beruf macht meistens Spaß und ja, wer fleißig und kompetent ist, kann auch gutes Geld verdienen. Aber was in machen Köpfen zu dem Thema so rumgeistert, ist schon erstaunlich. Kundenakquise mit  gelbem Zettel geht jedenfalls nicht. So - das musste einfach mal gesagt werden.